Über die ALTE LeDerFAbrIK HAlle
Vom Industrieerbe zum lebendigen Kulturort
Nach dem Ende der Lederproduktion 1993 erkannte Jens Michael Güttgemanns das Potenzial der „Alten Lederfabrik“ in Halle (Westf.) und verwandelte die leerstehenden Hallen in ein Zentrum für Kunst, Handwerk und Kleingewerbe. Was einst Ort der industriellen Fertigung war, entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem lebendigen Treffpunkt für Kreative.
Seit 2019 führt seine Tochter Sandra Fehrenkötter die Vision ihres Vaters fort. Mit Leidenschaft, Investitionen und neuen Ideen gestaltet sie die Fabrik weiter als Ort der Industriekultur – mit offenen Ateliers, einer wachsenden Künstlergemeinschaft, Veranstaltungen wie dem „Frühlingserwachen“ oder der „Unikat“ sowie neuen kulturellen Anziehungspunkten wie der GrossGalerie und der Galerie Art 64.
Heute beherbergt die Alte Lederfabrik rund 50 Mieter auf 9.000 Quadratmetern – von Künstlern und Kunsthandwerkern über Händler bis hin zu kulturellen Initiativen. Historischer Charme und kreative Energie machen das Gebäude zu einem besonderen Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft auf inspirierende Weise zusammentreffen.
Kontakt
ALTE LEDERFABRIK GbR
Alleestraße 64 – 66
33790 Halle (Westf.)
+49 173 2574281
Jens Michael Güttgemanns mit Tochter Sandra Fehrenkötter vor der Alten Lederfabrik im Jahr 2022.
Leiterin des Kunst- und Kulturzentrums
ALTE LEDERFABRIK
Wilhelm Güttgemanns
Firmengründer
Egon Güttgemanns
Jens Michael Güttgemanns
Gründer des Kunst- und Kulturzentrums
ALTE LEDERFABRIK
Historie der Wilhelm Güttgemanns Leder-Treibriemenfabrik
Gegründet wurde die Lederfabrik am 1. April 1912 von Wilhelm Güttgemanns, der aus dem rheinischen Rheydt stammt. Sein ältester Sohn Egon wurde in Mülheim an der Ruhr geboren, denn diese Stadt besaß seinerzeit zahlreiche Gerbereien. Wilhelm Güttgemanns kam als Betriebsleiter zur Lederfabrik Bergenthal nach Halle/Westfalen, doch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Inhaber machte er sich schnell selbständig.
Seine erste Betriebsstätte war ein Keller im Hotel Hollmann, welches heute noch an der Alleestraße betrieben wird. Es wurden einfache Leder gefertigt, die dann im Sommer am Zaun des gegenüberliegenden Krankenhauses getrocknet wurden. Bis ca. 1940 wuchs der Betrieb ständig und es entstanden das jetzige Fabrikgebäude. Anfang der 1930er-Jahre übernahm Sohn Egon die Geschäftsführung, da Wilhelm Güttgemanns erkrankte. In diesen Jahren wurden Treibriemenleder hergestellt, sowie Blankleder. Letzteres wurde zur Herstellung von Taschen benötigt sowie für viele Gegenstände wie beispielsweise Koppeln fürs Militär; ein breiter Ledergürtel für die Uniform. Gleichzeitig mit der Lederherstellung entstand die Fabrikation für Leder-Treibriemen und nach dem Krieg kamen weitere technischen Lederartikeln wie Pumpenmanschetten hinzu.
Die oben genannten Leder wurden auch in den Nachkriegsjahren weiter hergestellt sowie das Leder für Aktentaschen und Schulranzen. Diese Produktion konnte bis etwa Mitte der siebziger Jahre durchgezogen werden. Danach verschlechterte sich der Absatz, da Aktentaschen nicht mehr benötigt wurden. 1971 kam der nächste Inhaber Jens Michael Güttgemanns nach drei Jahren Aufenthalt aus Venezuela zurück.
In den 70er Jahren wurde modisches Leder für Taschen, Gürtel usw. hergestellt. Ein großer Erfolg wurden die Vaqueta Vaquero, naturelle Leder für Taschen, die mit einem Designer aus Bielefeld zusammen entwickelt wurden. Diese Naturwelle war viele Jahre modern und hatte sozusagen ihren Ursprung in der Güttgemanns’schen Lederfabrik in Halle/Westfalen. Am 21. Dezember 1978 brannte ein großer Teil des Hauptgebäudes aus. Trotz des strengen Winters mit viel Schnee und großer Kälte konnte die Produktion im Januar 1979 wieder aufgenommen werden. Die Färbung wurde nach Bensberg bei Köln verlagert, weil zu diesem Zeitpunkt dort gerade eine Gerberei geschlossen wurde. Der Aufbau dauerte bis zum Herbst 1979.
In den folgenden Jahren spezialisierte man sich auf starke Leder. Daraus entstanden hauptsächlich Leder für den Hundesport, Leinen und Halsbänder. Ende der 1980er-Jahre versuchte man ein weiteres Produktionsstandbein mit einer Zurichtung (Färberei) für Möbelleder, in Zusammenarbeit mit den Möller Werken in Bielefeld, aufzubauen. So innovativ auch Jens Michael Güttgemanns war, eine derart kleine deutsche Lederfabrik hatte angesichts der permanent wachsenden internationalen Konkurrenz keine Chance und so endete dieses Kapitel 1993. Es war zugleich der Beginn für etwas Neues!
